SILENT LEGACY-3 Adeline Kerry Cruz + Audrey Merilus ┬® Alexandre Haefeli-2250x1260SILENT LEGACY-3 Adeline Kerry Cruz + Audrey Merilus ┬® Alexandre Haefeli-2250x1260

Krump. Tanz als Emanzipation von der Gewalt

Veröffentlicht am 30.06.2023

  • Interview

Maud Le Pladec, seit 2017 Leiterin des Centre Choréographique National in Orléans, debütierte 2010 – nach einer glänzenden Karriere als Tänzerin – als Choreografin mit dem Stück Professor, das mit dem Prix révélation chorégraphique du Syndicat de la critique ausgezeichnet wurde. Ihre Arbeit rund um die Beziehung zwischen Tanz und Musik sowie über die Wurzeln der Bewegung führte sie zu ihrem jüngsten Stück Silent Legacy, das im Sommer 2022 beim Festival von Avignon präsentiert wurde und nun bei Tanz Bozen zu Gast ist.

Interview mit Maud Le Pladec - Silent Legacy

Maud, wie haben Sie den Krump und JR Maddripp kennengelernt?

Meine erste Begegnung mit dem Krump hatte ich bei Enfant von Boris Charmatz, der damals das Musée de la Danse leitete. Dann sah ich den Film Rize von David Lachapelle und war begeistert von der Praxis dieses Tanzes, aber auch von der Geschichte von Tommy dem Clown, dem Erzieher, der vorschlägt, man solle lieber tanzen als Bandenmitglied werden und diese Qual nutzen, um sich von der Gewalt zu emanzipieren. Adeline Kerry Cruz habe ich auf Instagram in einem Kurzfilm, Still Sit, entdeckt, in dem sie die Hauptrolle spielt. Ich war verblüfft, wie dieses damals siebenjährige Mädchen diesen Tanzstil meisterte. Ich setzte mich mit ihren Eltern in Verbindung und erfuhr, dass sie eng mit ihrem Mentor, JR Maddripp, auch bekannt als West, zusammenarbeitete. Ich bat sie, das Stück mitzuchoreografieren. Adeline repräsentiert Wests Community, auch wenn dieser Tanz nicht Teil ihres sozialen Umfelds ist.

War es nicht riskant, Ihr Stück mit einem so jungen Mädchen zu besetzen?

Natürlich habe ich mir diese Frage gestellt, aber Adeline und ihr Lehrer sind ein fest zusammengeschweißtes Team. Adeline hat die Mentalität einer Sportlerin, sie ist sehr konzentriert. Ich habe wirklich mit einer sehr professionellen Tänzerin zusammengearbeitet, sie ist leidenschaftlich und ich weiß, was sie antreibt.

Wie haben Sie die andere Tänzerin für das Stück ausgewählt?

Audrey Merilus ist eine zeitgenössische Tänzerin, die ich kennengelernt habe, als ich eine Darstellerin in meinem vorherigen Stück Twenty seven perspectives ersetzen musste. Sie hat am Konservatorium von Lyon und an der P.A.R.T.S. bei Anne Teresa De Keersmaeker studiert, zwei ästhetische Pole, die ich gern erforschen wollte. Audrey ist älter als Adeline, aber beide sind mit ihrer unterschiedlichen DNA bezüglich ihrer Gestik auf der Bühne sehr präsent.