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Eine Hommage an Tschaikowsky

Veröffentlicht am 28.06.2023

  • Interview

Sein erstes abendfüllendes Werk für das Rijeka Ballett, in dem Cayetano Soto von den inneren Qualen des großen russischen Komponisten erzählt, ist eine Mahnung zu Gleichberechtigung und dem Recht auf Anerkennung.

Interview mit Cayetano Soto - Rijeka Ballett

Wir haben ihn gebeten, uns zu erzählen, wie es zu diesem Stück kam. Warum ein Werk speziell über Tschaikowskys Leben?

Anlass war die Entdeckung der Briefe, die die Familie des Komponisten bis vor kurzem unter Verschluss hielt, weil sie befürchtete, sie könnten ihn kompromittieren. Tschaikowsky bedeutet mir alles: Ich bin mit seiner Musik aufgewachsen, insbesondere mit seinen weltberühmten Balletten. Aus meiner Sicht ist er ein Künstler, zu dem wir zurückkehren müssen, um die Musik von heute zu verstehen. Doch über meine Begeisterung für seine Kunst hinaus habe ich nun auch den Menschen entdeckt.

Bei Tanz Bozen haben wir letztes Jahr Ihre Arbeit zu Swan Lakes von Gauthier Dance gesehen. Nun haben Sie sich entschieden, Musikstücke von Tschaikowsky zu verwenden, die nicht für das Ballett geschaffen wurden. Warum?

Die Auswahl der Musik war die größte Herausforderung. Wir waren einhellig der Meinung, dass wir nicht die Kompositionen der drei berühmtesten Ballette – Nussknacker, Dornröschen und Schwanensee – verwenden wollten, die das Publikum viel zu gut kennt, weil sie vielleicht Erwartungen schüren und die Zuschauer dadurch beeinflussen und konditionieren würden. Der Soundtrack des Stücks basiert natürlich auf den Werken von Tschaikowsky, enthält aber auch Serenaden, Klavierstücke, Liturgien und symphonische Partituren.

Welche entscheidenden Punkte im Leben des Komponisten möchten Sie besonders hervorheben?

Vor allem wie widersprüchlich Tschaikowsky war. Man muss bedenken, dass er als Kind schlecht behandelt und missbraucht wurde. Der Professor des Konservatoriums sagte zu seinem Vater, er habe kein Talent. Wie konnte er nur so etwas sagen! Vielleicht hatte er selbst kein Talent! Was mich am meisten inspiriert hat, war sein unbändiger Wille, seine Ausdauer. Bei allem in seinem Leben hat er immer bei null angefangen: Er hat sich ständig auf die Probe gestellt, war nie ganz zufrieden mit dem Ergebnis, weil er immer dachte, er könnte besser sein. Er wurde massiv verfolgt und unterdrückt, so dass er seine Heimat verlassen musste. In gewisser Weise ist es auch mir, der im Ausland bekannter ist als in seiner Heimat Spanien, so ergangen, und es hat mehr als zehn Jahre und etliche Engagements bei bedeuteten ausländischen Kompanien gebraucht, bis ich in meinem eigenen Land anerkannt wurde. Ich fühle mich Tschaikowsky nahe. Viele Menschen sind homosexuell. Was ist daran falsch? Wir sind Menschen wie alle andere. Ich bin mit einem Kroaten verheiratet und sehr stolz darauf. Es ist traurig, dass wir in Kroatien nicht die gleichen Rechte haben wie andere Ehepaare. In dem Stück geht es nicht um Homosexualität, sondern um die Botschaft der Gleichberechtigung: Hautfarbe, Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, Religion dürfen nicht zu Leid und Diskriminierung führen.

Wie würden Sie selbst Ihren Stil beschreiben?

Mein Stil erfordert eine schnelle Technik, außergewöhnliche Präzision und Kreativität. Ich habe ein ausdrucksstarkes Vokabular, das aus nuancierten Details und grotesken Adaptionen traditioneller Bewegungen besteht. Hände und Finger spielen eine wichtige Rolle in der Ausdruckskraft, wie übrigens auch die akrobatischen Duette.